Künstliche Befruchtung - Zahlen und Fakten


Künstliche Befruchtung - Zahlen und Fakten

 

In Deutschland ist nahezu jedes siebte Paar von einem Fruchtbarkeitsproblem betroffen. In den meisten Fällen reicht eine Behandlung mit Medikamenten jedoch nicht aus; für die betroffenen Paare wird der Weg zum Wunschkind dann oft lang und beschwerlich. Mangelnde Aufklärung und öffentliches Interesse verstärken die Problematik und tragen zu einem eingeschränkten Verständnis betroffener Paare hinsichtlich sowie zu einer fehlenden Auseinandersetzung mit der Problematik durch Außenstehende bei.

 

Was bedeutet künstliche Befruchtung?

Da der Begriff der künstlichen Befruchtung in der Praxis oft vermischt und nicht selten als Synonym für spezielle Methoden der assistierten Reproduktion genutzt wird, bedarf er einer kurzen Erklärung. Die Begrifflichkeit „Künstliche Befruchtung“ wird genutzt, wenn der medizinische Begriff für die Herbeiführung einer Schwangerschaft umschreiben werden soll. Das medizinische Fachgebiet ist die Reproduktionsmedizin und als Synonym für die künstliche Befruchtung wird oft auch der Begriff assistierte Reproduktion genutzt. Eine künstliche Befruchtung kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein Paar über einen längeren Zeitraum (in Deutschland mehr als ein Jahr) erfolglos versucht, seinen Kinderwunsch zu erfüllen. Statistisch gesehen, liegt bei über 90 Prozent der betroffenen Paare eine körperliche Ursache für die Kinderlosigkeit vor, sodass ein medizinischer Eingriff zur Herbeiführung der Schwangerschaft notwendig wird.

Welche Möglichkeiten bietet die assistierte Reproduktion?

Als Methoden der assistierten Reproduktion werden in Kinderwunschkliniken vorrangig die Verfahrensweisen Insemination, In Vitro Fertilisation sowie ICSI angewandt.

 

Die Insemination, auch Samenübertragung genannt, stellt die am häufigsten genutzte Methode dar. Sie unterteilt sich in 3 weitere Untermethoden, deren Bezeichnung abhängig davon ist, an welcher Stelle die Samen des Mannes im Körper der Frau untergebracht werden. Die älteste der Untermethoden ist dabei die Kappeninsemination, bei der der Samen des Mannes in einer eigens dafür genutzten Kappe im Muttermund der Frau platziert wird. Da die Erfolgschancen dieser Art der Insemination eher sehr gering sind, findet diese Methode heutzutage kaum mehr Anwendung. Die zweite und am häufigsten angewandte Methode ist die Intrauterine Insemination (IUI). Bei dieser wird die Spermaprobe des Mannes zunächst im Labor aufbereitet, bevor sie mittels eines Katheters direkt in die Gebärmutter der Frau gespritzt wird. Bei der dritten Methode handelt es sich um die Intratubare Insemination (ITI). Bei dieser wird, wie auch bei der Intrauterinen Insemination, der Samen des Mannes zunächst aufbereitet. Im Anschluss wird er nicht in die Gebärmutter gespritzt, sondern direkt im Eileiter verbreitet, wodurch die Chance einer Befruchtung nochmals steigt.

Die In Vitro Fertilisation (ivF) kommt zum Einsatz, wenn entweder mehrere Inseminationsversuche erfolglos verliefen oder im Rahmen der körperlichen Diagnose festgestellte wurde, dass keine andere ärztliche Maßnahme dazu geeignet ist, die Schwangerschaft herbeizuführen. Im Rahmen der ivF unterzieht sich die Frau zunächst eine Hormontherapie (Hormonstimulation). Während der Behandlung bilden sich Eizellen (bis zu 20 Stück) die am Ende der Therapie (meist 10-12 Tage) via vaginale Punktion entnommen werden. Die entnommenen Eizellen werden in einem weiteren Schritt im Labor in einem Gefäß mit den Spermien des Mannes zusammengebracht und nach 2-3 Tagen (sofern eine Befruchtung stattgefunden hat) mittels Embryotransfer in die Gebärmutter der Frau übertragen.
 
Bei der ICSI-Behandlung handelt es sich um ein Verfahren der künstlichen Befruchtung, dass ähnlich der In Vitro Fertilisation anzusehen ist. Der Ablauf ist bei beiden Verfahren gleich. Der Unterschied besteht darin, dass die entnommen Eizellen im Labor nicht in einem Gefäß mit dem Samen des Mannes zusammengebracht werden, sondern eine manuell ausgeführte Befruchtung unter dem Mikroskop stattfindet (Samenzelle wird in die Eizelle injiziert). Die Erfolgschancen sind damit höher als bei einer ivF.

Erfolgschancen und Kosten

Da die Erfolgschancen einer künstlichen Befruchtung seit Jahren durch verschiedene Institute erfasst werden, können hinsichtlich der jeweilig angewandten Methode gesicherte Aussagen getroffen werden. Die niedrigsten Erfolgsraten wurden im Rahmen der Datenerhebung für die Insemination ermittelt. So liegen diese bei einer Kappeninsemination bei rund 5-7 Prozent, bei einer Intrauterinen Insemination bei ca. 7-9 Prozent und bei einer Intratubaren Insemination bei 9-11 Prozent. Im Mittel wird der Insemination eine Erfolgschance von rund 10 Prozent zugeschrieben. An zweiter Stelle steht die In Vitro Fertilisation. Deren Erfolgschanen betragen in Abhängigkeit der rückversetzten Embryonen (max. 3) zwischen 10 und 20 Prozent. Den größten Erfolg verspricht die Anwendung einer ICSI. Statistisch gesehen liegt deren Erfolgschance, wieder in Abhängigkeit der rückversetzten Embryonen (max. 3), bei rund 20 - 25 Prozent. Im Vergleich dazu liegt die Schwangerschaftsrate einer normalen Schwangerschaft bei 33 Prozent.
 
Hinsichtlich der Kosten unterscheiden sich Methoden der assistierten Reproduktion enorm. So muss eine Schwangerschaftswillige für eine Insemination durchschnittlich mit 400€ und für eine Insemination mit Hormoneinnahme durchschnittlich mit 1000€ rechnen. Findet eine ivF Anwendung, entstehen durchschnittliche Kosten in Höhe von 3000€. Bei einer ICSI steigen Sie nochmals auf etwa 3600€ an. Zu beachten gilt, dass es sich bei den angeführten Werten um Durchschnittskosten handelt. Die Kosten sind dabei anhängig vom verabreichten Medikament und der Höhe der Dosis sowie der Praxis, in welcher die Behandlung durchgeführt wird. Generell ist es aber möglich, dass sich die Krankenkasse an den Kosten beteiligt. Ihr Anteil kann auf Antrag bis zu 50 Prozent betragen.