Vorsorgeuntersuchung in der Frühschwangerschaft
Die erste Untersuchung, die Sie als werdende Mutter erhalten, beginnt fast immer mit einem ausführlichen Beratungsgespräch, bei dem bekannte Erkrankungen in der Familie, die vor der Schwangerschaft eingetreten sind, abgeklärt werden. Zudem wird Ihr Arzt gefährdende Lebensweisen wie Rauchen, Alkohol oder Drogenkonsum besprechen und mit Ihnen gemeinsam eine Lösung zur Vermeidung dieser Substanzen finden.
Die erste Untersuchung sollte zunächst möglichst zeitnah stattfinden. Eine Daumenregel besagt, dass diese kurz nach dem Ausbleiben der Monatsblutung wahrgenommen werden sollte. Was während allen weiteren Untersuchungen der Frühschwangerschaft geschieht, können Sie nachfolgend lesen.
Diagnose der Schwangerschaft
Im Rahmen der Diagnose der Schwangerschaft erfolgt in der frühen Schwangerschaft zunächst eine Ultraschalluntersuchung, welche die Schwangerschaft bestätigen soll. Sollte die Methode nicht zum gewünschten Ergebnis führen, wird Ihr Arzt gegebenenfalls einen zusätzlichen Hormontest anberaumen, der das Hormon HCG nachweist soll, das von der Plazenta schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt in nachweisbaren Mengen gebildet wird.
Darüber hinaus ist es dem Arzt möglich, durch weitere Anzeichen einer Schwangerschaft eine eindeutige Diagnose zu stellen. Zu diesen Anzeichen zählen vor allem das Ausbleiben der Monatsblutung, eine zunehmende Färbung der Vagina sowie der Brustwarzen sowie Veränderungen im Bereich von Brust und Gebärmutter. Vor allem durch ein gründliches Abtasten der Gebärmutter kann Ihr Arzt Auflockerungen, Ausdehnungen oder pulsierende Gefäße ertasten, die ein eindeutiges Zeichen für eine existende Schwangerschaft darstellen. Nicht zuletzt wird Ihr Arzt Sie zu merkbaren Veränderungen befragen. Vor allem Verdauungsstörungen, Erbrechen und Übelkeit, häufiger Harndrang und Veränderung der seelischen Stimmung gehören zu den, wenn auch unsicheren, Anzeichen der Schwangerschaft. Kann Ihr Arzt die Schwangerschaft eindeutig bestätigen, wird er die Anamnese (Bestätigung der Schwangerschaft) feststellen.
Bestimmungen des Geburtstermins
Wenn Sie den Geburtstermin Ihres Kindes bestimmen möchten, müssen Sie zuerst feststellen, wann Ihre letzte Monatsblutung stattgefunden hat.
Die erste Möglichkeit der Feststellung des Geburtstermins ist die Addition von 267 Tagen mit einer Schwankung von etwa 7 Tagen zum Tag der Befruchtung. Da in der Regel aber der Tag der Befruchtung nicht bekannt ist, existiert eine weitere Berechnungsmöglichkeit, die Naegele-Regel. Diese verwendet als Ausgangspunkt für die Berechnung des Geburtstermins den ersten Tag der letzten Monatsblutung sowie den Abstand zwischen zwei Monatsblutungen und schreibt im Detail folgendes fest: Der Geburtstermin bestimmt sich nach der Regel: 1.Tag der letzten Periode + 1 Jahr + 7 Tage - 3 Monate +/- die Abweichung zu einem 28-Tage-Zyklus.
Diese kompliziert erscheinende Rechnung wird mit einem Beispiel viel deutlicher
War der 1.Tag der letzten Periode einer Frau der 17.12.2010 und beträgt der verlängerte Zyklus dieser Frau 32 Tage, dann ergibt sich daraus 17.12.2010 + ein Jahr = 17.12.2011 – 7 Tage = 10.12.2011 – 3 Monate = 10.09.2011 + 4 Tage Abweichung vom 28-Tage-Zyklus = 14.09.2011.
Der durch eine der beiden Methoden ermittelte Geburtstermin stellt jedoch lediglich einen Richtwert und keinesfalls den genauen Termin dar. Jedoch ist es Ihrem Arzt in der Frühschwangerschaft möglich anhand der Vermessungen des Kindes mit Ultraschallabbildungen eine relativ genaue Aussage über das Alter des Kindes und dessen Geburtstermin zu geben. Im Rahmen dieser Vermessung wird die Länge vom Scheitel bis zum Steiß des Kindes gemessen (sog. SSL oder Scheitel-Steiß-Länge) sowie der Durchmesser der Fruchtblase und des kindlichen Kopfes ermittelt. Bitte beachten Sie aber, dass die Untersuchungen lediglich bis zur 12. Schwangerschaftswoche aussagekräftig sind, da die Entwicklung des Kindes fortan individuell und sehr verschieden läuft.
Erhebung der Vorgeschichte
Im Rahmen der Erhebung der Vorgeschichte werden Sie mit Ihrem Arzt detailliert zu früheren Krankheiten und eventuell aufgetretenen Komplikationen während bereits stattgefundenen Schwangerschaften sprechen. Im Vordergrund der Beratung steht hierbei die Abfrage von Medikamenten, da diese, wie auch Krankheitserreger, über die Plazenta in den Körper des Kindes gelangen.
Um die körperlichen Umstellungen durch die Schwangerschaft zu erfassen, wird der Arzt Ihre aktuelle Befindlichkeit abfragen und vorausgegangene Geburten und Schwangerschaften beleuchten. Stellen Sie sich hier auf Fragen nach der Art und Weise früherer Entbindungen, der Schwangerschaftsdauer sowie der Zeit nach der Entbindung ein.
Körperliche und gynäkologische Untersuchung
Während bei der Ermittlung der Vorgeschichte noch Daten aus der Vergangenheit im Vordergrund standen, wird bei der körperlichen Untersuchung zu Beginn der Schwangerschaft die aktuelle Verfassung der Mutter festgestellt. Ihr zuständiger Arzt prüft im Rahmen dieser Untersuchung das Körpergewicht, welches zur späteren Kontrolle der Gewichtszunahme notwendig ist, führt eine Untersuchung des Urins durch, misst Ihren Blutdruck, bestimmt die Blutgruppe und den Eisenanteil im Blut, screent das Blut nach Infektionserregern und Antikörpern, führt einen HIV-Test und einen Suchtest (der Suchtest gehört zum Ersttrimester-Screening und sucht nach HCG und dem Hormon PAPP-A, die auf chromosomenbedingte Erkrankungen hinweisen) durch und tastet abschließend im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung die Gebärmutter ab.
Ähnlich wie bei den vorangegangenen Einzeluntersuchungen werden auch hier die Daten im Mutterpass vermerkt.
Ultraschalluntersuchung
Laut den Mutterschaftsrichtlinien des Bundes müssen im Verlauf der Schwangerschaft mindestens 3 Vorsorgeuntersuchungen mithilfe von Ultraschall anberaumt werden. Die gesetzlichen Richtlinien schreiben hierbei nicht vor, wann diese stattzufinden haben; in der Praxis hat sich aber eine Untersuchung in der 10., 20. und 30. SSW. bewährt.
Im Rahmen der ersten Ultraschalluntersuchung im ersten Trimester wird ihr Arzt, wie bereits bei der Bestimmung des Geburtstermins angesprochen, den Geburtstermins und das Alter des Kindes bestimmen sowie eine Früherkennung kindlicher Krankheiten durchführen. Darüber hinaus wird Ihr Arzt bestimmen, ob die befruchtete Eizelle ordnungsgemäß in der Gebärmutter liegt und ob eine Mehrlingsschwangerschaft ansteht. Nicht zuletzt wird mit der Ultraschalluntersuchung die Transparenz des Nackens gemessen und eine Prüfungen des kindlichen Nackens hinsichtlich Wassereinlagerungen vorgenommen.