Mehrlingsschwangerschaft – ein Überblick

 

Mehrlingsschwangerschaft – ein Überblick

 

Mehrlingsschwangerschaften, bei denen zwei oder mehr Kinder in der Gebärmutter der Schwangeren heranwachsen, kommen statistisch gesehen nur selten vor. Nach der Hellin-Hypothese handelt es sich bei durchschnittlich 1,2 % der Schwangerschaften um Zwillingsschwangerschaften, bei 0,01 % (1:7000) um Drillingsschwangerschaften, bei 0,0002 % (1:600.000) um Vierlingsschwangerschaften und bei 0,000002 % (1:50.000.000) um eine Fünflingsschwangerschaft.

 

Auf eine Mehrlingsschwangerschaft weißen anfänglich eine besonders hohe Konzentration des Hormons HCG im Blut sowie ein erhöhter Fundusstand (meist am oberen Rand der Gebärmutter) hin. Später werden die Anzeichen deutlicher und ein übergroßer Bauchumfang bzw. auffallend viele Kindsbewegungen werden sichtbar. Spätestens mit der Aufzeichnung von mindestens 2 Herztönen in unterschiedlicher Frequenz steht für die werdende Mutter fest, dass eine Mehrlingsschwangerschaft besteht.

 

Wie entsteht eine Mehrlingsschwangerschaft?
 

Eine Mehrlingsschwangerschaft liegt immer dann vor, wenn die werdende Mutter zwei oder mehr Kinder, die innerhalb derselben Schwangerschaft herangewachsen, erwartet. Der Begriff Mehrlingsschwangerschaft wird jedoch nur verwendet, wenn nicht der Spezialfall einer Zwillingsschwangerschaft vorliegt. Als Zwillinge werden dabei Kinder bezeichnet, die am selben Tag gezeugt und meist auch am selben Tag geboren werden. Bei Zwillingen wird in die Formen Eineiige Zwillinge und Zweieiige Zwillinge unterschieden. Die Entstehung von Drillingen und höhergradigen Mehrlingen entspricht dabei der Entstehung von Zwillingen.

Eineiige Zwillinge

Eineiige Zwillinge entstehen, wenn sich die befruchtete Eizelle im Verlauf der Entwicklung in zwei Embryonalanlagen teilt. Der Vorgang wird deshalb auch Zwillingsschlupf genannt. Eineiige Zwillinge bilden sich immer aus einer einzigen befruchteten Eizelle, sie haben das gleiche Erbgut und teilen sich die gleichen Erbanlagen. Aus diesem Grund sehen sich Eineiige Zwillinge in besonderer Weise ähnlich.

Zweieiige Zwillinge

Zweieiige Zwillinge hingegen entstehen, wenn zwei innerhalb eines Zyklus gereifte Eizellen von zwei Spermien des Mannes befruchtet werden. Aus diesem Grund ist es möglich, dass zweieiige Zwillinge ein unterschiedliches Aussehen aufweisen als auch unterschiedlichen Geschlechtern angehören können. In seltenen Fällen verfügt eine Eizelle über zwei Zellkerne, die von Spermien befruchtet werden können. Durch diese Konstellation bilden sich Zwillinge, die einerseits die gleichen mütterlichen Erbanlagen aufweisen, sich aber in den vom Vater geerbten Anlagen unterscheiden.

Werden Mehrlingsschwangerschaften stärker überwacht?
 

Ja, auf Grund der hohen Wahrscheinlichkeit möglicher Komplikationen ist bei Mehrlingsschwangerschaften eine engmaschigere und intensivere Kontrolle notwendig. Gerade Frauen, die mehr als nur ein Kind erwarten, müssen bereits zu Beginn der Schwangerschaft besonders auf sich achten. Durch das erhöhte Gewicht der Mehrlinge besteht sowohl für die Beine als auch für die Wirbelsäule, die Muskulatur und das Bindegewebe eine erhöhte Belastung. Vermehrt treten auch Schwangerschaftsbeschwerden wie Rückenschmerzen, Verstopfungen, Blutstauung in den Venen der Beine, Bluthochdruck und Kreislaufbeschwerden, Blutarmut (Anämie) oder Schlaflosigkeit auf.

Vor diesem Hintergrund werden die Schwangerschafts-Vorsorgeuntersuchungen in kürzeren Abständen durchgeführt, um Ärzten zudem eine schnelleres eingreifen zu ermöglichen. Sollte sich beispielsweise eines der Kinder, die sich eine Plazenta teilen, deutlich schneller als seine Geschwisterchen entwickeln, kann das Ungleichgewicht im Rahmen der intensiveren Kontrolle erkannt und durch eine spezielle Behandlung ausgeglichen werden. Darüber hinaus muss auch berücksichtigt werden, dass sich die Größe der Kinder mit zunehmendem Schwangerschaftsalter unterschiedlichen entwickelt und sich die Kinder dadurch einengen bzw. gefährden können.

Insgesamt betrachtet versuchen Ärzte mit regelmäßigen Kontrollmaßnahmen, eine Mehrlingsschwangerschaft so lange wie möglich zu erhalten. Denn jeder Tag mehr im Körper der Mutter gibt den Kindern die Zeit, sich so weit wie möglich zu entwickelt sind und für das Leben nach der Geburt zu rüsten. Durch intensive Kontrollen ist es zudem möglich, die Anzeichen einer frühzeitigen Geburt zu erkennen und mit geeigneten Maßnahmen (z.B. Gabe von Medikamenten um die Lungen schneller reifen zu lassen) vermeintliche Komplikationen zu bekämpfen. Fast immer werden betroffene Mütter auf Grund der engmaschigen Vorsorgeschon wesentlich früher Stationär in einer Klinik aufgenommen, als dies bei einer unkomplizierten Schwangerschaft mit einem Kind der Fall ist.

Welche Komplikationen können auftreten?

Mehrlingsschwangerschaften werden von Ärzten als Risikoschwangerschaften eingestuft, weil der Schwangerschaftsverlauf für die werdende Mutter als auch für die Mehrlinge eine Reihe an negativen Auswirkungen in sich birgt. So kommt es bei Mehrlingsschwangerschaften häufiger zu einem vorzeitigen Blasensprung oder auf Grund einer Zervixinsuffizienz häufiger zu einer Frühgeburt. Zudem ist die Schwangerschaftsdauer abhängig von der Anzahl der heranwachsenden Kinder kürzer. Während eine normale Schwangerschaft durchschnittlich 267 Tage dauert, verkürzt sie sich die Dauer bei Zwillingen auf etwa 262 Tage und bei Drillingen auf etwa 247 Tage. Des Weiteren kann es bei Mehrlingsschwangerschaften zu Fehlbildungen, Fehlgeburten, Wachstumsverzögerungen, einen intrauterinen Fruchttod und seltener zu Durchblutungs- oder Ernährungsstörung kommen.

Daher gilt für Mehrlingsschwangerschaften die Regel: Die werden Mutter sollte sich schonen, regelmäßig zu Kontrollen gehen und insbesondere im letzten Drittel der Schwangerschaft körperliche Anstrengungen meiden, da diese frühzeitige Wehen begünstigen.

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