Die Fruchtblase – Entstehung, Funktion und medizinische Relevanz

 

Die Fruchtblase – Entstehung, Funktion und medizinische Relevanz
 
Die Fruchtblase bildet den Lebensraum, in dem das Ungeborene während eines Großteils der Schwangerschaft heranwächst. Sie ist aber nicht nur ein Hort für das werdende Leben, ebenso schützt sie das Kind und versorgt es mit lebensnotwendigen Stoffen. Was genau die Fruchtblase ist, wie sie entsteht, welche Funktionen sie hat und warum sie bei der Diagnose von Krankheiten so wichtig ist, können die nachfolgend lesen.

 

Was ist die Fruchtblase und wie entsteht sie?

Die Fruchtblase ist eine dünne, sackartige Eihaut, die während der Auffaltung des mittleren und äußeren Keimblattes des Embryos in der achten Schwangerschaftswoche entsteht. Die Fruchtblase besteht aus zwei Eihautschichten, dem Amnion und dem Chorion, die das Ungeborene vor Infektionen schützen. Die Fruchtblase beinhaltet das Fruchtwasser, eine wässrige, meist klare Flüssigkeit, die einerseits aus Blutbestandteilen der Mutterbeststeht und zum anderen Flüssigkeitsanteile des Kindes enthält, die dieses über die Nabelschnur, die Lunge oder die Nieren abgibt. Das Fruchtwasser, bei dem es sich um eine Amnionflüssigkeit handelt, wird wie die Fruchtblase auch in der achten Schwangerschaftswoche gebildet (diesmal von den nach innen gerichteten Zellen der inneren Eihaut).

Die wichtigsten Bestandteile des Fruchtwassers sind neben dem Wasser Elektrolyte wie Kalium und Natrium. Die Amnionflüssigkeit enthält aber auch Zucker, Eiweiße, Glukose, Fette und eine Reihe an Spurenelementen. Ab der 13. Schwangerschaftswoche mischen sich noch Urin, Hautschuppen, Haare und Talgabsonderunge des Ungeborenen hinzu.

Funktion der Fruchtblase

Einer der wichtigsten Funktion der Fruchtblase ist der Schutz des Kindes. Da die Fruchtblase eine elastische Hülle besitzt und nahezu die komplette Gebärmutter auskleidet, schützt sie das Ungeborene vor Stößen und starkem Lärm. Darüber hinaus bilden die Eihautschichten eine natürliche Eindringbarriere, die vor aufsteigenden Keimen aus der Gebärmutter schützt.

Weiterhin übernimmt die Fruchtblase den Abtransport von Schadstoffen sowie die Versorgung des Kindes, indem sie einen ständigen Austausch der Amnionflüssigkeit garantiert. Der Austausch der Flüssigkeit ist besonders wichtig, da sich die Menge des Fruchtwassers schwangerschaftsbedingt ändert. Zudem beginnt das Ungeborene spätestens ab der 15. Schwangerschaftswoche damit das vorhandene Fruchtwasser zu trinken, sodass ein Austausch bzw. eine Neubildung unerlässlich wird. Da die Fruchtwassermenge zudem mit fortschreitender Schwangerschaft steigt (in der 18. SSW rund 0,5 Liter, in der 36 SSW rund 1,5 Liter) muss schon deshalb ein Teil der Flüssigkeit ständig neugebildet werden.

Last but not least nimmt die Fruchtblase eine tragende Rolle bei der Geburt ein. Denn durch das Platzen der Fruchtblase, den sogenannten Blasensprung, wird die Geburt eingeleitet. Normalerweise geschieht der Blasensprung spontan und synchron mit dem Eintreten der ersten Geburtswehen. In Abhängigkeit vom Zeitpunkt des Blasensprunges sprechen Mediziner aber auch von einem vorzeitigen Blasensprung, bei dem das Fruchtwasser abgeht, bevor die Wehen einsetzen; von einem frühzeitigen Blasensprung, bei dem das Fruchtwasser während der Eröffnungsperiode abgeht; von einem rechtzeitigen Blasensprung, bei dem das Fruchtwasser am Ende der Eröffnungsphase abgeht und von einem verspäteten Blasensprung, bei dem die Fruchtblase bis zur Austreibungsphase intakt beliebt oder erst springt, nachdem das Baby geboren wurde. Alternativ kann die Fruchtblase auch künstlich geöffnet werden, um den Geburtsvorgang zu beschleunigen. Dieser Vorgang wird medizinisch als Blasensprengung bezeichnet.
 
Medizinische Relevanz

Das in der Fruchtblase beinhaltete Fruchtwasser dient auch zu medizinischen Untersuchungszwecken, denn durch die Entnahme und Analyse der Amnionflüssigkeit lassen sich der Gesundheitszustand und mögliche Krankheitsbilder des Babys diagnostizieren. So liefert eine zu geringe Menge Fruchtwasser unter anderem Hinweise auf mögliche Fehlbildungen des Kindes.
 
Anhand der Farbe des Fruchtwassers wiederum kann der Gesundheitszustand des Kindes abgeleitet werden. Eine grünliche Färbung zeigt beispielsweise an, dass der Geburtstermin überschritten wurde (das Kind bereits Stuhl abgegeben hat), während eine bräunliche Färbung auf eine Blutgruppenunverträglichkeit schließen lässt. Verfärbungen können auf einen verstorbenen Fötus im Mutterleib hinweisen.

Zur Untersuchung des Fruchtwassers (Amniozentese) können verschiedene Methoden zur Anwendung gelangen. So kann der Gesundheitszustand des Ungeborenen beispielsweise mittels Dopplersonographie oder Kardiotokographie beurteilt werden. Mittels einer Punktion der Fruchtblase mit anschließender Entnahme von Amnionflüssigkeit wiederum ist es möglich, Testreihen mit dem entnommenen Material durchzuführen. Zu den Testreihen zählen hierbei unter anderem der Triple Test, diverse Chromosomenscreenings oder Screenings hinsichtlich der Lungenreife, Bluterkrankungen, Stoffwechselstörungen oder Neuralrohrdefekten des Fötus. Da eine Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) auf Grund möglicher Infekte jedoch nicht ganz ungefährlich ist, sollte im Vorfeld der Untersuchung ärztlicher Rat eingeholt werden.