Wenn Mann nicht funktioniert - Fakten zur männlichen Unfruchtbarkeit
Bad Münder im Mai 2011. Liegt eine Störung der Fruchtbarkeit vor, lassen sich die Ursachen etwa zur Hälfte beim männlichen Geschlecht ausmachen. Dennoch suchen viele Männer den Grund erst einmal bei ihrer Partnerin. „In unserer täglichen Arbeit fällt immer wieder auf, dass Männer deutlich zurückhaltender mit einer möglichen Fruchtbarkeitsstörung umgehen als Frauen“, weiß Dr. Elmar Breitbach, Arzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Deutschen Klinik Bad Münder. Im ersten Moment fällt es sicherlich jedem Paar schwer, eine Zeugungsunfähigkeit in Betracht zu ziehen. Warum sich damit offensichtlich besonders Männer schwertun, hängt vermutlich mit Scham und Vorbehalten gegenüber aufwendigen Untersuchungen zusammen.
Alter und Umwelt beeinflussen die Fruchtbarkeit
Gründe für ungewollte Kinderlosigkeit gibt es viele. Auf der einen Seite steigt durch erhöhte Lebenserwartung und vorrangige Karriereplanungen das Alter derjenigen, die sich für Kinder entscheiden. Auch bei Männern wirkt sich diese Entwicklung nachteilig aus, denn Spermienqualität und -anzahl nehmen mit den Lebensjahren ab. Auf der anderen Seite kommen äußere Ursachen als negative Einflussfaktoren in Betracht. „Belastungen wie Stress, falsche Ernährung und Umweltschadstoffe haben einen hemmenden Effekt auf die Zeugungsfähigkeit des Mannes“, sagt Dr. Breitbach. „Zur Klärung der Ursachen, die eine Schwangerschaft verhindern, empfiehlt sich eine ausführliche Diagnostik beim Spezialisten.“ Im Unterschied zu Untersuchungsverfahren bei Frauen gestaltet sich die Suche nach den Ursachen bei Männern deutlich einfacher.
Verschiedene Erkrankungen verhindern das Familienglück
Am Anfang steht immer ein klärendes Gespräch, in dem es darum geht, die Vorgeschichte des Patienten zu ergründen. So gelten bestimmte Infektionskrankheiten und Operationen oder ein Leistenbruch als mögliche Auslöser. Anschließend erfolgt eine ausführliche körperliche Untersuchung, bei der akute krankheitsbedingte Veränderungen wie zum Beispiel Hodenhochstand oder Entzündungen in den ärztlichen Fokus rücken. Insbesondere eine Spermaprobe erlaubt eine genaue Aussage darüber, ob der Kinderwunsch im jeweiligen Fall am männlichen Partner scheitert. „Mindestens 50 Prozent der Spermien müssen eine vorwärtsgerichtete Beweglichkeit vorweisen“, berichtet Dr. Breitbach. „Außerdem sollte sich die Anzahl der Spermien bei einer gesunden Probe auf über 20 Millionen pro Milliliter belaufen.“ Damit die Aussagekraft des sogenannten Spermiogramms keinen Schwankungen unterliegt, rät der Experte zu mindestens zwei Analysen in einem Abstand von circa 12 Wochen.
Hilfe durch Erfolg versprechende Verfahren in Praxis und Labor
Sofern sich als Resultat eine mangelnde Zeugungsfähigkeit des Mannes zeigt, ermöglichen es medizinische Methoden, gesunde Samenzellen im Labor auszuwählen. „Durch künstliche Samenübertragung (Insemination) können wir zuvor ausgewählte Spermien direkt in die Gebärmutter einbringen“, erklärt Dr. Breitbach. Für Männer, bei denen Unfruchtbarkeit durch zu wenige und unbewegliche Spermien zustande kommt, eröffnet die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) gute Chancen. ICSI bezeichnet dabei die im Labor stattfindende Injektion einer Samenzelle in eine Eizelle. Im Anschluss setzt der Mediziner die befruchtete Eizelle zurück in die Gebärmutter. Ob diese oder eine andere Behandlungsmöglichkeit zum Einsatz kommt, hängt von individuell unterschiedlichen Faktoren ab. Jedoch geben die medizinischen Ursachen und Methoden dem männlichen Geschlecht Anlass genug, den Fehler nicht ausschließlich bei der Partnerin zu suchen.