Nabelschnurblut einlagern - was Sie darüber wissen sollten

 

 
Was ist Nabelschnurblut?
 
Als Nabelschnurblut, umgangssprachlich auch Plazentarestblut genannt, bezeichnen Mediziner das kindliche Blut, das sich nach der Abnabelung des Kindes noch in der Nabelschnur und der Plazenta der Mutter befindet. Das Blut kann auf Wunsch der Eltern gesammelt und für die Zukunft eingelagert werden. Die Bedingung hierfür stellt ein vorher geschlossener Vertrag mit einer Nabelschnurbank oder einem privaten Anbieter für die Einlagerung von Nabelschnurblut dar. Natürlich können Sie das Nabelschnurblut auch einer öffentlichen Bank spenden, damit es für andere kranke Menschen zur Verfügung steht.
 
Warum Nabelschnurblut einlagern?
 
Seit Ende der 1980er Jahre ist Medizinern bekannt, dass Nabelschnurblut einen reichen Vorrat an Stammzellen aufweist. Stammzellen (allgemeine Zellen, die in verschiedene Zelltypen oder Gewebe ausdifferenzieren können) haben je nach ihrer Art und Beeinflussung das Potential, sich in jegliches Gewebe (embryonale Stammzellen) oder in bestimmte festgelegte Gewebetypen (adulte Stammzellen) zu entwickeln. Stammzellen sind damit Grundbausteine für Blut- und Immunzellen und insbesondere Stammzellen aus dem Nabelschnurblut, die noch nicht auf einen bestimmten Typ festgelegt sind, erweisen sich als besonders wertvoll, da sie sich zu verschiedenen Gewebe- oder Zelltypen im Körper weiterentwickeln können.
 
Vor- und Nachteile von Nabelschnurblut
 
Stammzellen können neben der Möglichkeit der Gewinnung aus Nabelschnur- und Plazentablut auch aus dem Rückenmark extrahiert werden. Im Vergleich zu einer umständlichen Operation ist die Entnahme von Nabelschnurblut-Stammzellen wesentlich risikoärmer. Die Entnahme ist außerdem durch eine geringe Ansteckungsgefahr mit Viren wie beispielsweise HIV gekennzeichnet. Sollte eine spätere Therapie notwendig werden, sind die eigenen Stammzellen durch die Einlagerung ständig verfügbar und verursachen weniger Nebenwirkungen oder Abstoßungsreaktionen als Stammzellen aus fremdem Blut. Da insbesondere Nabelschnurblutstammzellen eine weniger ausgeprägte immunologische Reife besitzen, ist deren Gewebeverträglichkeit im Vergleich zu Knochenmarkstammzellen wesentlich besser. Medizinisch nachgewiesen wurde auch die Fähigkeit von Nabelschnurblut-Stammzellen, sich nicht nur zu Blutzellen, sondern auch zu Nerven-, Leber-, Blutgefäß-, Muskel-, Knochen-, Knorpel- und Inselzellen zu entwickeln. Diese Eigenschaft wird in der Biotechnologie zur Regeneration von Körpergewebe genutzt, bisher jedoch noch nicht am Menschen angewandt.
 
Der größte Nachteile von Nabelschnurblut-Stammzellen liegt wohl darin, dass sie nur in begrenzter Menge vorliegen (in einer Nabelschnurblutspende sind rund eine Milliarde kernhaltige Zellen enthalten; für eine Transplantation beispielsweise wird eine minimale Zelldosis von 10 bis 30 Millionen Zellen pro Kilogramm Körpergewicht benötigt). Knochenmark-Stammzellen hingegen werden vor allem im Beckenkamm gebildet. Die ausgereiften Zellen treten daraufhin in das Blut über und übernehmen ihre speziellen Aufgaben wie Sauerstofftransport, Immunabwehr und Gerinnungsfunktionen. Da Blutzellen nur eine begrenzte Lebensdauer von wenigen Tagen bis einigen Monaten aufweisen, werden sie im Knochenmark ständig neu gebildet - die Menge der Knochenmark-Stammzellen ist damit nur auf die Neubildungsrate begrenzt. Darüber hinaus können Gendefekte (führen beispielsweise zu Leukämie, Diabetes, usw.) auch durch Nabelschnurblutstammzellen nicht völlig ausgeschlossen. Hinsichtlich des Neugeborenen sollte bedacht werden, dass ein zu frühes Abklemmen der Nabelschnur zu einem Abfall der kindlichen Blutmenge führt.
 
Sollte ich Nabelschnurblut einlagern?
 
Ob Sie sich für oder gegen eine Einlagerung entscheiden, hängt von Ihrer individuellen Einstellung ab. Die Versprechen der Nabelschnurblutbanken und die medizinischen Vorteile klingen zumindest auf den ersten Blick großartig - fast wie eine Versicherung für das Baby. Dennoch wird das Thema in der Öffentlichkeit und auch unter Wissenschaftlern heiß diskutiert und kein noch so seriöser Mediziner kann zum aktuellen Stand Auskunft darüber geben, ob mit Stammzellen aus Nabelschnurblut eine wirksamen Behandlung von Krankheiten möglich wird. Und selbst wenn eine Methoden in Aussicht steht, bleibt noch immer die Frage des "wann?". Bis dahin müssten Sie für eine Einlagerung von in einer privaten Nabelschnurblut-Bank sorgen, die in der Regel alles andere als billig ist.
 
Wie hoch sind die Kosten?
 
Da wie in jedem anderen Markt auch bei der Einlagerung von Nabelschnurblut Konkurrenz herrscht, unterscheiden sich sowohl die Preise als auch die Qualität und der Serviceumfang für die entgegengebrachte Leistung. In den meisten Fällen verlangen Firmen eine einmalige Einrichtungsgebühr, die üblicherweise zwischen 180 und 350 Euro beträgt sowie. Zusätzlich entstehen monatliche Kosten für die Einlagerung des Nabelschnurblutes, die abhängig von der Vertragsdauer, dem Service und der Garantie bei 2 Euro im Monat beginnen, oft aber zwischen 75 Euro und 200 Euro im Jahr betragen.
 
Zusätzlich Kosten können darüber hinaus für die Nabelschnurblut-Entnahme, den Transport und die Einlagerung sowie für ein Vorsorge-Screening, einen Rund-um-Service oder abweichende Dienstleistungen entstehen. Im Zweifel sollten Sie den jeweiligen Anbieter kontaktieren und sich ein entsprechendes Angebot erstellen lassen. Im Übrigen bieten private Nabelschnurbanken häufiger Rabatte für Mehrlinge und Geschwister an, viele kooperieren mit einem Kreditinstitut und bieten eine auf den Bedarf abgestimmte Ratenfinanzierung.
 
 
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