Die Entwicklung des Babys - Teil 1
Auf den ersten Blick erscheint die Schwangerschaft mit einer Dauer von durchschnittlich 280 Tagen oder 40 Schwangerschaftswochen durchaus lang. Schließlich ist sie im Vergleich zu beispielsweise einem Waschbär (mit 65 Tagen) oder dem gemeinen Hausschwein (mit 114 Tagen) verhältnismäßig hoch. Ungewöhnlich ist der lange Zeitraum nicht, denn das werdende Leben benötigt Zeit, um sich Stück für Stück zu entwickeln. Aus nur einer einzelnen befruchteten Eizelle entwickeln sich auf wunderbare Weise Organe wie Herz, Lunge, Gehirn oder Leber, ein Skelett mit 212 Knochen, Muskeln, Gewebe und Fortpflanzungsorgane, das und der Verdauungstrakt oder das Kreislaufsystem – schlicht ein neues Leben.
Je nach Entwicklungsstadium durchläuft das Kind mehr oder minder intensive Phasen der Reifung. Insbesondere im ersten Abschnitt der Schwangerschaft steht die Ausbildung und Anlage der wichtigsten Organe und Gliedmaßen an, während diese im zweiten Trimenon heranwachsen und für die spätere Nutzung trainiert werden. Ab der 28. Schwangerschaftswoche, dem letzten Schwangerschaftsabschnitt, legt das Kind bis auf kleine Reifungsprozesse nur noch an Gewicht zu.
Das erste Drittel der Schwangerschaft
Während die meisten Mütter in den ersten Wochen der Schwangerschaft in der Regel noch keine Kenntnis von ihrer Situation haben, schreitet die Entwicklung des Fetus bereits in großen Schritten voran.
Am ersten Tag der Schwangerschaft entspringt eine mikroskopisch kleine Eizelle, Follikel genannt, dem Eierstock der Frau und wandert in den Eileiter. Vor Ort angekommen wird sie von einem der rund 250 Millionen Spermien einer durchschnittlichen Ejakulation des Mannes befruchtet. Schon kurz nach der Befruchtung verändert sich die Eizelle enorm. Zunächst verhärtet ihre äußere Schicht um einen Schutz vor dem Eindringen weiterer Spermien zu gewährleisten. Ist der Vorgang angeschlossen, teilt sich die Eizelle und erreicht nach nur wenigen Tagen eine beachtliche Größe von ungefähr 150-200 Zellen. Damit ist auch der Zeitpunkt erreicht, an dem der Zellhaufen seine Wanderung in Richtung Gebärmutter, dem endgültigen Nistplatz des Fötus, beginnt. Nach circa 7-10 Tagen ist der Prozess abgeschlossen und die eigentliche Entwicklung kann beginnen.
Zum Schutz der sensiblen Zellengemeinschaft bildet sich ab der 3. Schwangerschaftswoche Gewebeflüssigkeit und formt eine Hülle um die Zellanhäufung. Noch ist die Hülle dünn und empfindlich, im Verlauf der Schwangerschaft wird sie sich jedoch zur schützenden Fruchtblase entwickeln. Die Zellanhäufung (Blastozyste) beherbergt in der 4. Schwangerschaftswoche bereits zwei unterschiedliche Gruppen von Zellen, wobei die innerer Zellen für die spätere Entwicklung des Kindes und die äußeren Zellen den Mutterkuchen übernehmen. Der Körper des Fötus ist zu diesem Zeitpunkt bereits knapp 1 Millimeter groß, noch durchsichtig und sehr weich.
Ebenfalls in der 5. Schwangerschaftswoche bildet der Zellhaufen drei Keimblätter, aus denen sich einerseits die Atemorgane und der Verdauungsapparat formen, desweiteren Knochen, Muskeln, Gewebe, Fortpflanzungsorganen, Nieren und Kreislaufsystem entstehen sowie Haut, Haare, Gehirn und Wirbelsäule entwickeln. Spätestens ab dem 22. Lebenstag des Fötus ziehen sich weitere bereitgestellten Zellen zu Herzzellen zusammen und bilden ein sehr, sehr kleines rohrförmiges embryonales Herz, dessen Herzschlag mit viel Glück bei einer Vorsorgeuntersuchung wahrgenommen werden kann.
Zu Beginn der 6. Schwangerschaft geht der Fötus eine Verbindung mit der Gebärmutter ein, wodurch ein weiteres Stadium der Entwicklung, die Bildung der Wirbelsäule, ermöglicht wird. Im Zuge der Weiterbildung sorgen die Zellen außerdem für die Entstehung von Hals- und Brustwirbeln sowie einer Veränderung des Herzens, das primitive Vorhöfe und Herzkammern zu bilden beginnt. In der darauffolgenden Schwangerschaftswoche beschleunigt der Fötus sein Wachstum und wird von Tag zu Tag rund einen Millimeter größer. Vom Wachstum besonders betroffen sind vor allem die großen inneren Organe (Herz, Lunge, Gehirn, Leber und Verdauungstrakt), die am Ende der Woche einen erstaunlichen Entwicklungsstand erreichen. Die 8. Schwangerschaftswoche hingegen ist durch das Heranwachsen kleiner Schädelknochen geprägt. Diese bedecken nach nur kurzer Zeit das gesamte Gehirn und ermöglichen diesem die Bildung von Anoxen in Nervenzellkörpern, welche wiederum Kontakt zu den Nerven- und Muskelzellen herstellen.
Ab der 9. Schwangerschaftswoche nimmt der Embryo Tag für Tag eine menschlichere Gestalt an. Vor allem Arme, Hände, Beine und Füße entwickeln sich sichtbar weiter. Oberhalb der Augen setzen die Augenlider an, die am Ende der 9. Schwangerschaftswoche vollständig ausgebildet sind. An den Kopfseiten werden kleine Beulen erkennbar, die sich fortan zu den Ohren weiterformen, wobei das das Hören der erste Sinn ist, den der Fötus in der Frühschwangerschaft ausbildet. Mit Beginn der 10. Schwangerschaftswoche formen sich die Gesichtskonturen; Ohren, Nase und Mund werden zunehmend markanter und im Mund finden die Zahnanlagen ihren endgültigen Platz. Auch der Körper wird nun länglicher, wobei sich gleichzeitig Muskeln und Knorpel verhärten. Am Ende der 10. Schwangerschaftswoche wird der Fötus schon eine Größe von 25 bis 34 mm vorweisen.
Im letzten Abschnitt des ersten Drittels entwickelt sich der Embryo prächtig weiter. Finger und Zehen treten hervor, Arme und Beine befinden sich am angedachten Platz und bilden dadurch Proportionen, die einem Menschen nahezu entsprechen. Erst gegen Ende der 13. Schwangerschaftswoche ist die elementare Grundentwicklungsstufe des Fetus nahezu vollständig abgeschlossen, sodass der kleine Körper in den darauffolgenden Wochen das Training der Organe und Gliedmaßen beginnen kann.