Neue Spermienauswahlmethode bei der ICSI (Methode zur künstlichen Befruchtung)
Medienberichten zufolge scheint es möglich, dass Nahrungsmittel einen Einfluss auf das Erbgut von Spermien ausüben. Diese als DNA-Fragmentierung bezeichnete Veränderung rückt nun immer mehr in den Fokus der Forschung und ist unter Andrologen zu einem heiß diskutierten Thema geworden.
In unserer Rubrik Diverses finden Sie eine Reihe an Artikeln, die sich inhaltlich und thematisch mit der Reproduktionsmedizin befassen. Einen kurzen Überblick können Sie den nachfolgenden Teasern entnehmen.
Künstliche Befruchtung - Zahlen und Fakten
Eine Übersicht zu den Möglichkeiten der assistierten Reproduktionsmedizin sowie deren Erfolgschance
Was ist Präimplantationsdiagnostik?
Wenn Sie wissen möchten, was sich hinter dem Begriff Präimplantationsdiagnostik verbirgt, welche Arbeit geleistet wird und was Reproduktionsärzte zum Thema Designerbabys meinen, sind Sie hier genau richtig.
Wenn Mann nicht funktioniert - Fakten zur männlichen Unfruchtbarkeit
Lesen Sie über die Einflussfaktoren auf die männliche Fruchtbarkeit, mögliche Erkrankungen und Methoden der Verbesserung der Fruchtbarkeit.
Reproduktionsärzte klären nicht hinreichend auf
Warum nur wenige Reproduktionsärzte sich trauen eine Reproduktionsbehandlung abzubrechen.
Wenn der Klapperstorch auf sich warten lässt
Weitere Fakten zur männlichen und weiblichen Unfruchtbarkeit.
Unerfüllter Kinderwunsch trotz körperlicher Gesundheit
Wie die Psyche den Eintritt der Schwangerschaft beeinflusst und welche Ursachen die Psychoanalyse kennt.
Unfruchtbare Männer - weit verbreiteter Gendefekt schwächt Spermien
Eine wissenschatliche Untersuchung hinsichtlich der genbedingten Veränderung der Fruchtbarkeit von Männern namens DEFB126.
Landesförderung für Maßnahmen der Kinderwunschbehandlung bei unverheirateten Paaren
Lesen Sie, wie das Bundesland Sachsen Anhalt seine Gestzte zur Inanspruchname einer assistierte Reproduktionerweitert.
Neue Methode zur Spermienauswahl
Zusammenfassung einer wissenschaftliche Studie die beschreibt, wie bei der Spermienauswahl für eine ICSI Samenzellen untersucht werden können ohne diese wie bisher bei der Untersuchung zu zerstören
Wie das Land Sachsen Anhalt berichtet, soll es per Änderung des rechtlichen Erlasses vom 25.11.2012 zusätzliche Unterstützung aus Landesmitteln für Maßnahmen der assistierten Reproduktion geben. Gerade Paare, die mit einer ungewollten Kinderlosigkeit kämpfen und nicht in einer Ehe verweilen, wird die Meldung freuen.
Künstliche Befruchtung - Zahlen und Fakten
In Deutschland ist nahezu jedes siebte Paar von einem Fruchtbarkeitsproblem betroffen. In den meisten Fällen reicht eine Behandlung mit Medikamenten jedoch nicht aus; für die betroffenen Paare wird der Weg zum Wunschkind dann oft lang und beschwerlich. Mangelnde Aufklärung und öffentliches Interesse verstärken die Problematik und tragen zu einem eingeschränkten Verständnis betroffener Paare hinsichtlich sowie zu einer fehlenden Auseinandersetzung mit der Problematik durch Außenstehende bei.
Was bedeutet künstliche Befruchtung?
Da der Begriff der künstlichen Befruchtung in der Praxis oft vermischt und nicht selten als Synonym für spezielle Methoden der assistierten Reproduktion genutzt wird, bedarf er einer kurzen Erklärung. Die Begrifflichkeit „Künstliche Befruchtung“ wird genutzt, wenn der medizinische Begriff für die Herbeiführung einer Schwangerschaft umschreiben werden soll. Das medizinische Fachgebiet ist die Reproduktionsmedizin und als Synonym für die künstliche Befruchtung wird oft auch der Begriff assistierte Reproduktion genutzt. Eine künstliche Befruchtung kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein Paar über einen längeren Zeitraum (in Deutschland mehr als ein Jahr) erfolglos versucht, seinen Kinderwunsch zu erfüllen. Statistisch gesehen, liegt bei über 90 Prozent der betroffenen Paare eine körperliche Ursache für die Kinderlosigkeit vor, sodass ein medizinischer Eingriff zur Herbeiführung der Schwangerschaft notwendig wird.
Welche Möglichkeiten bietet die assistierte Reproduktion?
Als Methoden der assistierten Reproduktion werden in Kinderwunschkliniken vorrangig die Verfahrensweisen Insemination, In Vitro Fertilisation sowie ICSI angewandt.
Die Insemination, auch Samenübertragung genannt, stellt die am häufigsten genutzte Methode dar. Sie unterteilt sich in 3 weitere Untermethoden, deren Bezeichnung abhängig davon ist, an welcher Stelle die Samen des Mannes im Körper der Frau untergebracht werden. Die älteste der Untermethoden ist dabei die Kappeninsemination, bei der der Samen des Mannes in einer eigens dafür genutzten Kappe im Muttermund der Frau platziert wird. Da die Erfolgschancen dieser Art der Insemination eher sehr gering sind, findet diese Methode heutzutage kaum mehr Anwendung. Die zweite und am häufigsten angewandte Methode ist die Intrauterine Insemination (IUI). Bei dieser wird die Spermaprobe des Mannes zunächst im Labor aufbereitet, bevor sie mittels eines Katheters direkt in die Gebärmutter der Frau gespritzt wird. Bei der dritten Methode handelt es sich um die Intratubare Insemination (ITI). Bei dieser wird, wie auch bei der Intrauterinen Insemination, der Samen des Mannes zunächst aufbereitet. Im Anschluss wird er nicht in die Gebärmutter gespritzt, sondern direkt im Eileiter verbreitet, wodurch die Chance einer Befruchtung nochmals steigt.
Die In Vitro Fertilisation (ivF) kommt zum Einsatz, wenn entweder mehrere Inseminationsversuche erfolglos verliefen oder im Rahmen der körperlichen Diagnose festgestellte wurde, dass keine andere ärztliche Maßnahme dazu geeignet ist, die Schwangerschaft herbeizuführen. Im Rahmen der ivF unterzieht sich die Frau zunächst eine Hormontherapie (Hormonstimulation). Während der Behandlung bilden sich Eizellen (bis zu 20 Stück) die am Ende der Therapie (meist 10-12 Tage) via vaginale Punktion entnommen werden. Die entnommenen Eizellen werden in einem weiteren Schritt im Labor in einem Gefäß mit den Spermien des Mannes zusammengebracht und nach 2-3 Tagen (sofern eine Befruchtung stattgefunden hat) mittels Embryotransfer in die Gebärmutter der Frau übertragen.
Bei der ICSI-Behandlung handelt es sich um ein Verfahren der künstlichen Befruchtung, dass ähnlich der In Vitro Fertilisation anzusehen ist. Der Ablauf ist bei beiden Verfahren gleich. Der Unterschied besteht darin, dass die entnommen Eizellen im Labor nicht in einem Gefäß mit dem Samen des Mannes zusammengebracht werden, sondern eine manuell ausgeführte Befruchtung unter dem Mikroskop stattfindet (Samenzelle wird in die Eizelle injiziert). Die Erfolgschancen sind damit höher als bei einer ivF.
Erfolgschancen und Kosten
Da die Erfolgschancen einer künstlichen Befruchtung seit Jahren durch verschiedene Institute erfasst werden, können hinsichtlich der jeweilig angewandten Methode gesicherte Aussagen getroffen werden. Die niedrigsten Erfolgsraten wurden im Rahmen der Datenerhebung für die Insemination ermittelt. So liegen diese bei einer Kappeninsemination bei rund 5-7 Prozent, bei einer Intrauterinen Insemination bei ca. 7-9 Prozent und bei einer Intratubaren Insemination bei 9-11 Prozent. Im Mittel wird der Insemination eine Erfolgschance von rund 10 Prozent zugeschrieben. An zweiter Stelle steht die In Vitro Fertilisation. Deren Erfolgschanen betragen in Abhängigkeit der rückversetzten Embryonen (max. 3) zwischen 10 und 20 Prozent. Den größten Erfolg verspricht die Anwendung einer ICSI. Statistisch gesehen liegt deren Erfolgschance, wieder in Abhängigkeit der rückversetzten Embryonen (max. 3), bei rund 20 - 25 Prozent. Im Vergleich dazu liegt die Schwangerschaftsrate einer normalen Schwangerschaft bei 33 Prozent.
Hinsichtlich der Kosten unterscheiden sich Methoden der assistierten Reproduktion enorm. So muss eine Schwangerschaftswillige für eine Insemination durchschnittlich mit 400€ und für eine Insemination mit Hormoneinnahme durchschnittlich mit 1000€ rechnen. Findet eine ivF Anwendung, entstehen durchschnittliche Kosten in Höhe von 3000€. Bei einer ICSI steigen Sie nochmals auf etwa 3600€ an. Zu beachten gilt, dass es sich bei den angeführten Werten um Durchschnittskosten handelt. Die Kosten sind dabei anhängig vom verabreichten Medikament und der Höhe der Dosis sowie der Praxis, in welcher die Behandlung durchgeführt wird. Generell ist es aber möglich, dass sich die Krankenkasse an den Kosten beteiligt. Ihr Anteil kann auf Antrag bis zu 50 Prozent betragen.
Unerfüllter Kinderwunsch trotz körperlicher Gesundheit
Neuere Zahlen belegen, dass derzeit knapp jedes 6. Paar in Deutschland, jedes 7. Paar in Österreich und jedes 6. Paar in der Schweiz trotz fortpflanzungsfähigen Alter und völliger körperlicher Gesundheit ungewollt unfruchtbar ist. Nicht selten führt diese Konstellation zum Beziehungs- Burnout. Auf Grund der Häufigkeit er ungewollten Unfruchtbarkeit wurden die medizinischen Ursachen in den letzten Jahren genauer erforscht. Einige der Ergebnisse können Sie nachfolgend lesen.
Welche Rolle spielt die Psyche bei einer ungewollen Kinderlosigkeit?
Falls ein Paar ohne Kinder bleibt, sind die möglichen Ursachen bei Mann und Frau in der Regel gleich verteilt. In nahezu 45 Prozent der analysierten Fälle sind die Ursachen beim Mann und mit rund 49 Prozent bei der Frau zu finden. Die restlichen 6 Prozent werden einer Unfruchtbarkeit beider Partner zugeschrieben. Die Gründe für eine Unfruchtbarkeit sind dabei unterschiedlicher Natur. Zumeist verhindern körperliche Ursachen eine Schwangerschaft, aber auch die Psyche spielt eine tragende Rolle.
Unter welchen Bedingungen eine Fruchtbarkeitsstörung nur aus psychischen Gründen bedingt sein kann, können die medizinischen Nachforschungen jedoch nicht eindeutig klären. “In der Praxis haben wir jedoch die Erfahrung gemacht, das starker psychischer Stress, sowohl bei der Frau als auch beim Mann, zu deutlichen Störungen des Hormonhaushaltes führen”, berichtet Olaf Souliotis vom Institut für ganzheitliche Famielientherapie in Liederbach bei Frankfurt. Meist wirken sich Stresshormone wie Kortison und Adrenalin derart aus, das die Produktion des follikelstimulierendes Hormons nicht mehr ausreichend gegeben ist oder gar blockiert wird. Ebenso verhält es sich bei den Spermien des Mannes. Langfristig gesehen, können sogar die Funktionen von Eierstöcken und Hoden gemindert oder ausgesetzt werden. Ohne das wichtige FSH-Hormon kann dann die Botschaft an die Eierstöcke und Hoden, entsprechende Follikel (später Eizellen) heranreifen zu lassen, beziehungsweise Spermien zu produzieren, nicht mehr übermittelt werden.
Neben dem oben genannten Stress können auch alte oder falsche Glaubenssätze weitreichende Auswirkungen zeigen. In der Praxis ist der Stress auf die unterschiedlichste Gründe zurückzuführen. Neben emotionalem Stress, bedingt durch ein Trauma (beispielsweise der Tod einer nahestehenden Person oder eine Trennung) oder Beziehungsproblemen (wie ein offener Kinderwunsch), wirkt sich ebenso berufsbedingter Stress negativ auf die Fruchtbarkeit des jeweiligen Partners aus. “Also vieles, das man auf den feinstofflichen Weg (in das Unterbewusste) in sich auf nimmt. Daneben gibt es noch Störungen durch das, was man stofflich (Bewusstes) in sich hinein gibt. Hier spricht man von einer psychogenen Fertilitätsstörung," fügt Souliotis seinen Aussagen hinzu.
Was ist nun eine psychogene Fertilitätsstörung?
”Von psychogener Fertilitätsstörung im engeren Sinne sprechen wir, wenn ein Kinderwunschpaar trotz Aufklärung, weiter fertilitätsschädigendes Verhalten praktiziert: falsche oder unzureichende Ehrnährung, Hochleistungssport, Genussmittel- und Medikamentenmissbrauch und extremer beruflicher Stress”, so Souliotis weiter.
Was sagt die Psychoanalyse dazu?
“Die psychoanalytisch-psychosomatische Forschung betrachtete das Nicht-Schwanger-Werden der Frau als Ausdruck ihrer unbewussten Abwehr. Insbesondere die Frau wehrt sich unbewusst gegen ein Kind, häufig aufgrund ihrer Erfahrungen mit der eigenen Mutter. In der Praxis haben wir aber auch Männer gehabt, die mit solchen Erfahrungen zu tun haben. Deren eigene Mutter wollte nicht , dass Ihr Sohn ein Kind haben kann um glücklich zu sein, da sie selbst den Sohn ungewollt bekam und somit viele Dinge aufgeben musste und es immer schwer hatte. Dies zeigte sich auch darin das der Klient voll und ganz auf Karriere geschaltet hatte und unbewusst davor Angst hatte, für das Kind etwas aufgeben zu müssen”, weiß Ute Souliotis, ebenfalls Institut für ganzheitliche Familientherapie, zu berichten.
Inwieweit spielt der Druck nicht schwanger zu werden eine Rolle?
“Ein weiterer nicht unerheblicher Anteil an der nicht Erfüllung entsteht durch den hohen Druck auf das Paar”, berichtet Ute Souliotis weiter."Sei es aufgrund der oft fehlgeschlagenen, reproduktionsmedizinischen Behandlungen, hier auch schon während der diagnostischen Phase, oder in der Wartezeit. Oder durch den hohen Erwartungsdruck von außen (na, immer noch nicht schwanger? Wollt ihr keine Kinder usw. usw.). All diese Dinge führen zu Blockaden und selbsterfüllenden Prophezeiungen, die es gilt aufzudecken und aufzuarbeiten”, bestätigt Olaf Souliotis darüber hinaus. Vor diesem Hintergrund haben sich innerhalb der speziellen Kinderwunschtherapie die Nutzung der bioenergetischen Regulationsverfahren im Zusammenspiel mit der Systemaufstellung, der Akupunktur und der aufdeckenden Hypnose als sehr gute THerapie- bzw. Hilfsmöglichkeiten herausgestellt. ”Danach berichten die Paare, dass es vor allem in der Partnerschaft wieder besser funktioniert hat und auch der ersehnte Kinderwunsch bei einigen oft nicht lange auf sich warten ließ”, fügt Ute Souliotis abschließend hinzu.
Die Erfahrung der Soulitotis hat gezeigt, dass sich die besten Erfolge (bis zu 90%) in der Therapie nur dann einstellen, wenn die Beteiligten ausnahmslos bereit sind an und mit sich arbeiten zu lassen. "Alles was geschieht, dient unserer Entwicklung und kann positiv beeinflusst werden; vorausgesetzt, man ist bereit an sich zu arbeiten."
Reproduktionsärzte klären nicht hinreichend auf
Andauernder Misserfolge aber kein Ende
Die Mehrzahl aller Paare die sich in einer reproduktionsmedizinischen Behandlung befinden, werden nicht richtig oder nur unzureichend über die relevanten Aspekte der Behandlung aufgeklärt. Wenn diese Paare zudem vom Wunsch nach einem Kind überwältigt sind, verlieren sie oft die Kontrolle über die Behandlungssituation. Viele Paare wagen sich sogar nicht, eine erfolglose Therapie abzubrechen.
Die angeführten Ergebnisse und Erkenntnisse entspringen eine Studie der Bochumer Nachwuchsgruppe „Gerechtigkeit in der modernen Medizin“ (geleitet von Dr. Oliver Rauprich) des Instituts für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der Ruhr-Universität Bochum (Institutsleitung: Prof. Dr. Dr. Jochen Vollmann). Sowohl die Studie, als auch die Nachwuchsgruppe selbst werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (kurz:BMBF) gefördert. Im Rahmen der Studie hat die Nachwuchsgruppe betroffene Paare und Experten befragt und die zentralen Ergebnisse in einer der führenden Fachzeitschrift „Human Reproduction“ publiziert.
Verbindliche Checklisten sind unerlässlich
In der Befragung, die sich an über 1.500 Patienten, 230 Reproduktionsmediziner sowie 66 Psychosoziale Berater richtete, wurde deutlich, dass Reproduktionsmediziner ihre Patienten wesentlich intensiver und ausführlicher über die Erfolgschancen sowie die unmittelbaren körperlichen Risiken künstlicher Befruchtungen aufklären, als über mögliche und oftmals zu erwartende Risiken und Belastungen vor dem Hintergrund von Mehrlingsschwangerschaften oder den emotionalen Risiken und Belastungen künstlicher Befruchtungen. „Diese Informationen sind jedoch für eine gute, patientenzentrierte Kinderwunschbehandlung unerlässlich“, erklärt Dr. Oliver Rauprich, Leiter der Nachwuchsgruppe. Herr Dr. Rauprich selbst plädiert aus diesem Grund für die Erstellung und Einführung von für alle Reproduktionsmediziner verbindlichen Checklisten, mit denen die Qualität der Patientenaufklärung in der Reproduktionsmedizin erheblich verbessert und kontrolliert werden kann.
Bei ausgeprägtem Kinderwunsch werden alle anderen Lebensziele in den Hintergrund gestellt
Obwohl eine Vielzahl der behandelten Paare die Therapie vor allem emotional als äußerst belastend erlebt, fällt es vielen schwer, im Falle eines oder mehrerer Misserfolg die Behandlung zu beenden. Dreiviertel der Befragten gaben in den Erhebungen der Studie an, dass ein ausgeprägter Kinderwunsch vorliegt, der andere Lebensziele in den Hintergrund stellt. Jeder Zweite hatte sogar das Gefühl, die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Nach Angaben der Experten ist die Fähigkeit der Patienten, die Beendigung einer Behandlung mit geringer Erfolgsaussicht selbst herbeizuführen häufig eingeschränkt oder gar nicht vorhanden. Zudem würden die Reproduktionsmediziner die Behandlung von sich aus in der Mehrzahl der Fällen nicht beenden.
Eine rechtzeitige Ausstiegstrategie hilft vor falschen Erwartungen
Vor dem beschriebenen Hintergrund sollte nach Ansicht der Autoren der Studie eine Strategie zur Beendigung der Behandlung bei Erfolglosigkeit ein integraler Bestandteil jeder ärztlichen Betreuung im Rahmen einer reprodukionsmedizinischen Behandlung sein. Betroffene Paare müssen frühzeitig und regelmäßigt auf Probleme unrealistischer Erwartungen, überwältigender Kinderwünsche oder drohenden Kontrollverluste aufmerksam gemacht werden. Dabei gilt: Festgeschriebene Kriterien für Kontraindikationen, Auszeiten und Beendigungen der Behandlung müssen gemeinsam abgestimmt und vereinbart werden. Auf diese Weise kann unter Umständen vermieden werden, dass emotional belastende und mit weitreichenden Risiken behaftete Behandlungen trotz mäßiger Erfolgsaussicht durchgeführt werden. Nicht zuletzt sollten alle Kinderwunschpaare die Möglichkeit erhalten, auf Kosten der Kassen eine unabhängige psychosoziale Beratung in Anspruch zu nehmen.
Unfruchtbare Männer - weit verbreiteter Gendefekt schwächt Spermien
Mediziner haben einen Gendefekt entdeckt, der bei Männern erstaunlich weit verbreitet scheint und laut Aussage der Mediziner einer der häufigsten Ursachen von Unfruchtbarkeit beim Mann sein könnte. Der Gendefekt äußert sich dabei derart, dass Spermien, die von der Mutation betroffen sind, es erheblich erschwert wird, bis zur Eizelle vorzudringen.
Unfruchtbarkeit im Allgemeinen ist eine belastende Diagnose, die die meisten Paare tief erschüttert. Nach Schätzungen von Statistikämtern ist in Deutschland jedes sechste bis siebte Paar kinderlos, wobei bei 50 Prozent der Fälle die Ursache für die Unfruchtbarkeit beim Mann zu suchen ist. Vor diesem Hintergrund leiden knapp 1,5 Millionen deutsche Männer unter einer Zeugungsschwäche; bei 20 Prozent aller diagnostizitierten Fälle bleibt sogar die Ursache unklar.
Seit einiger Zeit rätseln die Forscher jedoch über ein Phänomen. Bei einer Untersuchung der Fruchtbarkeit des Mannes werden für gewöhnlich beim Urologen Tests der Samenflüssigkeit hinsichtlich der Anzahl, Form und Beweglichkeit der darin enthaltenen Spermien durchgeführt. Die Qualität und Quantität der Spermien im Rahmen der Untersuchung gibt jedoch nicht zwingend zu Protokoll, ob ihr Urheber fruchtbar ist oder nicht. "Bei 70 Prozent der zeugungsunfähigen Männer lässt sich die Unfruchtbarkeit nicht mit der Zahl und der Qualität der Spermien erklären", sagt Gary Cherr.
Cherr selbst ist Mediziner an der University of California in Davis und veröffentlichte erst kürzlich gemeinsam mit Kollegen eine Studie, die das aufgeworfene Rätsel zumindest teilweise lösen könnte. Im Ergebnis stellten Cherr und Kollegen fest, dass ein kleiner Gendefekt beim Mann eine der bisher unbekannten Ursachen der verminderten Fruchtbarkeit bei Männern sein könnte. Der Defekt konnte in Versuchen bei ca 20 Prozent der getesteten Männern festgestellt werden und senke die Chancen der Befruchtung einer Eizelle, berichtet das Cherr-Team in der Zeitschrift "Science Translational Medicine".
Die Wissenschaftler untersuchten während der Studie eine Genvariante namens DEFB126, die zu einer Veränderung der Form des Proteins Beta-Defensin führt. Dieses Protein selbst wird in den Nebenhoden gebildet. Während der Reifung der Spermien bindet sich dieses an deren Oberfläche. Bei Spermien von Männern, die mit der defekten Variante von DEFB126 getestet wurden, konnten diese eine dem weiblichen Gebärmutterschleim ähnliche Testsubstanz deutlich schlechter durchdringen als Spermien von Männern ohne Gendefekt.
Bei der Untersuchung von rund 500 seit einiger Zeit verheirateten chinesischen Paaren stellten die Forscher einen weiteren Punkt fest. Männer, die das veränderte DEFB126-Gen aufwiesen, hatten eine 30 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit eigene Kinder zu bekommen, wobei die herkömmlichen Tests ihrer Spermien nach den üblichen Kriterien wie Anzahl und Beweglichkeit keine Unterschiede zu denen anderer Männer aufwiesen.
Der nun entdeckte Gendefekt ist erstaunlich verbreitet, berichten die Forscher. Etwa ein Fünftel der untersuchten Männer aus Asien, Europa und Afrika trägt den Defekt auf beiden Chromosomen und besitzt dadurch kein normales Beta-Defensin. Ihre Spermien haben es schwerer, zur Eizellen vorzudringen. Leider, so berichten die Forscher, ist es unklar, warum ein Defekt, der eine solch negative Wirkung auf seine eigene Vererbung hat, nicht längst ausgestorben ist. Möglicherweise hätten Männer, die das Gen nur von einem Elternteil geerbt haben, einen Vorteil.
Was ist Präimplantationsdiagnostik?
Aller Voraussicht nach wird am 7. Juli 2011 der Deutsche Bundestag abschließend über die Zulässigkeit der Präimplantationsdiagnostik, kurz PID genannt, tagen. In der Allgemeinheit ist jedoch kaum bekannt, was sich wirklich hinter diesem schwierigen Begriff verbirgt. Was bedeutet eigentlich PID und welche Möglichkeiten bietet sie für den Kinderwunsch? Dr. Elmar Breitbach, Arzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Deutschen Klinik Bad Münder, gibt hierzu Auskunft.
Präimplantationsdiagnostik – was ist das eigentlich?
Bei der PID handelt es sich im Allgemeinen um die Untersuchung von Genen oder Chromosomen eines Embryos, welcher mittels künstlicher Befruchtung entstanden ist. Die Untersuchung dient in diesem Rahmen dazu, schwere Erbkrankheiten vorzeitig auszuschließen oder aufzudecken. Um eine PID entsprechend durchzuführen, entnimmt der behandelnde Reproduktionsmediziner dem Embryo einige Zellen, um diese daraufhin einer genetischen Untersuchung zu unterziehen. Die verbleibenden Zellen entwickeln sich ungestört weiter, wodurch dem Embryo keinerlei Schaden entsteht. Da für die Untersuchung nur eine geringe Anzahl von Chromosomensätzen zur Verfügung steht, muss darauf hingewiesen werden, dass die Möglichkeiten, die mit dieser Methode bestehen, durchaus eingeschränkt sind und nicht mit einer Fruchtwasseruntersuchung verglichen werden können.
Entsteht die Gefahr von Designerbabys?
Eines der am meisten mit der Zulassung der PID in Verbindung gebrachten Aussagen ist die nach der Enstehung von Kindern aus dem Katalog. Die Sorge ist jedoch völlig unbegründet, da sich durch diese weder Aussehen noch die Charakterzüge des späteren Menschen beeinflussen lassen. Generell setzen sich Eigenschaften wie Haar- und Augenfarbe oder gar die Musikalität aus verschiedenen Genen zusammen, die bis dato größtenteils unbekannt sind. Die PID kann jedoch nur Veränderungen von einzelnen Genen erkennen und diese zudem nicht ändern. Aus diesem Grund besteht keine Gefahr, dass sich Eltern nach der Zulassung der PID ein Kind wie aus einem „Katalog“ bestellen können.
Was leistet die PID tatsächlich?
Verglichen mit der Vorstellung vom Designerbaby, kann die PID in der der Praxis tatsächlich relativ wenig. Bereits im Vorfeld muss der Arzt genau wissen, wonach er sucht. Anzumerken ist, dass die Präimplantationsdiagnostik keine generelle Screeningmethode darstellt, sondern rein zum Ausschluss diverser Erbkrankheiten dient. Hierbei müssen die ursächlichen Genveränderungen genauestens bekannt sein. Führen die Veränderungen der Gene zum frühen Tod des Kindes beziehungsweise zu wiederholten Fehlgeburten, ist die Kenntnis für betroffenen Paare natürlich von großer Bedeutung.
Nach Meinung von Dr. Elmar Breitenbach bietet die PID die Möglichkeit, Frauen mit mehreren Fehlgeburten oder Totgeburten in der Vorgeschichte eine Schwangerschaft auf die Probe zu stellen und dadurch eine vermeidbare Fortsetzung der Unsicherheit für die Zukunft zu erreichen. Nüchtern betrachtet, gibt es Erkrankungen, die mit hoher Sicherheit Im Laufe der Schwangerschaft bzw. kurz nach der Geburt zum Tod führen und durch die PID im Embryonalstadium ausgeschlossen werden können. Werdenden Eltern nicht die Möglichkeit zu geben, sich und ihrem Kind dieses Schicksal zu ersparen, ist in eindeutigen Fällen aus Sicht von Dr. Breitenbach schlicht unethisch. Aus diesem Grund plädiert dieser für die PID und für einen mündigen Bürger, der selbst entscheiden kann, ob er sich und seinem Kind in diesen eindeutigen Fällen ein derartiges Schicksal ersparen möchte.
Wenn der Klapperstorch auf sich warten lässt: Ungewollte Kinderlosigkeit
Für viele Paare steht der gemeinsame Kinderwunsch an erster Stelle. Da die Chance während eines Zyklus schwanger zu werden bei rund 25 bis 30 Prozent liegt, benötigen die meisten Paare ein wenig Zeit bis die ersehnte Schwangerschaft endlich eintritt. In der Regel erfüllt sich der Kinderwunsch meist nach einem Jahr, doch manchmal kann es deutlich länger dauern. Fruchtbarkeit beider Geschlechter ist die Grundvoraussetzung um auf natürlichem Weg als Paar schwanger zu werden.
Frauen haben in einem Monatszyklus vier bis fünf fruchtbare Tage. In dieser Zeit findet der Eisprung (Ovulation) statt: Eine unbefruchtete Eizelle löst sich vom Eierstock (Ovar) und gelangt über den Eileiter zur Gebärmutter. In dieser Phase können männliche Spermien die Eizelle befruchten. Bevor der Eisprung stattfindet, steigt im weiblichen Körper das luteinisierendes Hormon (abgekürzt als LH-Hormon). Ein Eisprung- beziehungsweise Ovulationstest kann den Anstieg dieses Hormons im Urin nachweisen und exakt im Vorfeld den Eisprung beziehungsweise die fruchtbaren Tage der Frau bestimmen. Allein das Wissen um die Ovulation ist jedoch noch keine Garantie für eine Schwangerschaft. Neben der Frau sollte auch der Mann selbstverständlich fruchtbar sein. Noch immer ist Unfruchtbarkeit für viele Männer ein sensibles und unangenehmes Thema, über das in der Regel wenig gesprochen wird. Klappt es mit dem Kinderwunsch nicht sofort, wird daher meist zuerst die Unfruchtbarkeit der Frau vermutet. Experten gehen davon aus, dass die Gründe der ungewollten Kinderlosigkeit in über 20 Prozent der Fälle beim Mann zu suchen sind.
Verschiedene Faktoren können sich ungünstig auf die Fruchtbarkeit auswirken und die Erfüllung des Kinderwunsches behindern. Die richtige Ernährungsweise ist einer dieser Faktoren. Paare sollten sich gesund ernähren und auf Alkohol- und Zigarettenkonsum verzichten. Neben einer gesunden und ausgewogenen Ernährung wirkt sich leichte sportliche Betätigung positiv auf die Fruchtbarkeit aus. Generell gilt: Stress vermeiden, denn Stress im Beruf und Alltag ist ein Fruchtbarkeitskiller, den es zu vermeiden gilt. Entspannungsübungen und ausreichender Schlaf tragen zur Erholung bei. Ebenfalls ratsam ist der Besuch des Frauenarztes, da dieser wertvolle Tipps geben kann. Wichtig ist auch, dass überprüft wird, ob die regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente möglicherweise die Fruchtbarkeit einschränkt. Grundsätzlich sollten Paare sich ihrem Kinderwunsch nicht allzu verkrampft nähern. Das Leben sollte sich nicht ausschließlich um das Thema Schwangerschaft drehen und Interessen nicht aus den Augen verloren werden. Paare dürfen sich selbst nicht zu sehr unter Druck setzen, denn das ist eine zusätzliche Belastung für Körper und Seele und unter Umständen auch für die Partnerschaft.
Wenn Mann nicht funktioniert - Fakten zur männlichen Unfruchtbarkeit
Bad Münder im Mai 2011. Liegt eine Störung der Fruchtbarkeit vor, lassen sich die Ursachen etwa zur Hälfte beim männlichen Geschlecht ausmachen. Dennoch suchen viele Männer den Grund erst einmal bei ihrer Partnerin. „In unserer täglichen Arbeit fällt immer wieder auf, dass Männer deutlich zurückhaltender mit einer möglichen Fruchtbarkeitsstörung umgehen als Frauen“, weiß Dr. Elmar Breitbach, Arzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Deutschen Klinik Bad Münder. Im ersten Moment fällt es sicherlich jedem Paar schwer, eine Zeugungsunfähigkeit in Betracht zu ziehen. Warum sich damit offensichtlich besonders Männer schwertun, hängt vermutlich mit Scham und Vorbehalten gegenüber aufwendigen Untersuchungen zusammen.
Gründe für ungewollte Kinderlosigkeit gibt es viele. Auf der einen Seite steigt durch erhöhte Lebenserwartung und vorrangige Karriereplanungen das Alter derjenigen, die sich für Kinder entscheiden. Auch bei Männern wirkt sich diese Entwicklung nachteilig aus, denn Spermienqualität und -anzahl nehmen mit den Lebensjahren ab. Auf der anderen Seite kommen äußere Ursachen als negative Einflussfaktoren in Betracht. „Belastungen wie Stress, falsche Ernährung und Umweltschadstoffe haben einen hemmenden Effekt auf die Zeugungsfähigkeit des Mannes“, sagt Dr. Breitbach. „Zur Klärung der Ursachen, die eine Schwangerschaft verhindern, empfiehlt sich eine ausführliche Diagnostik beim Spezialisten.“ Im Unterschied zu Untersuchungsverfahren bei Frauen gestaltet sich die Suche nach den Ursachen bei Männern deutlich einfacher.
Am Anfang steht immer ein klärendes Gespräch, in dem es darum geht, die Vorgeschichte des Patienten zu ergründen. So gelten bestimmte Infektionskrankheiten und Operationen oder ein Leistenbruch als mögliche Auslöser. Anschließend erfolgt eine ausführliche körperliche Untersuchung, bei der akute krankheitsbedingte Veränderungen wie zum Beispiel Hodenhochstand oder Entzündungen in den ärztlichen Fokus rücken. Insbesondere eine Spermaprobe erlaubt eine genaue Aussage darüber, ob der Kinderwunsch im jeweiligen Fall am männlichen Partner scheitert. „Mindestens 50 Prozent der Spermien müssen eine vorwärtsgerichtete Beweglichkeit vorweisen“, berichtet Dr. Breitbach. „Außerdem sollte sich die Anzahl der Spermien bei einer gesunden Probe auf über 20 Millionen pro Milliliter belaufen.“ Damit die Aussagekraft des sogenannten Spermiogramms keinen Schwankungen unterliegt, rät der Experte zu mindestens zwei Analysen in einem Abstand von circa 12 Wochen.
Sofern sich als Resultat eine mangelnde Zeugungsfähigkeit des Mannes zeigt, ermöglichen es medizinische Methoden, gesunde Samenzellen im Labor auszuwählen. „Durch künstliche Samenübertragung (Insemination) können wir zuvor ausgewählte Spermien direkt in die Gebärmutter einbringen“, erklärt Dr. Breitbach. Für Männer, bei denen Unfruchtbarkeit durch zu wenige und unbewegliche Spermien zustande kommt, eröffnet die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) gute Chancen. ICSI bezeichnet dabei die im Labor stattfindende Injektion einer Samenzelle in eine Eizelle. Im Anschluss setzt der Mediziner die befruchtete Eizelle zurück in die Gebärmutter. Ob diese oder eine andere Behandlungsmöglichkeit zum Einsatz kommt, hängt von individuell unterschiedlichen Faktoren ab. Jedoch geben die medizinischen Ursachen und Methoden dem männlichen Geschlecht Anlass genug, den Fehler nicht ausschließlich bei der Partnerin zu suchen.